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laufende Ausstellungen im Sprengelmuseum Hannover

Alfred Flechtheim in der Léger-Ausstellung, Berlin 1928, Foto: Atelier Lily Baruch, Königliche Bibliothek Kopenhagen Alfred Flechtheim in der Léger-Ausstellung, Berlin 1928, Foto: Atelier Lily Baruch, Königliche Bibliothek Kopenhagen © The Royal Library

Edvard Munch
Der grafische Bestand im Sprengel Museum Hannover
25. September 2013 bis 2. Februar 2014
Erstmalig präsentiert das Sprengel Museum Hannover anlässlich des 150. Geburtstages des norwegischen Künstlers Edvard Munch (Løten, Hedmark 1863 – 1944 Ekely in Oslo) das druckgrafische Werk aus dem Bestand des Museums.
Munch gilt als Wegbereiter des Expressionismus, der die Psyche des modernen Menschen in eindringlichen Darstellungen erforschte. Zu seiner Zeit erregten diese beim Publikum sowohl nachhaltige Empörung als auch Begeisterung. Munchs Motivwelt ist eng mit dem eigenen Erleben zum Teil traumatischer Begebenheiten verzahnt. Aus einer bis dahin nicht gekannten Subjektivität heraus entstehen Werke, in denen aufgrund von Formen und Farben, von Kompositionen und Perspektiven die persönliche Erfahrung zu einer Ikonografie der Moderne und der modernen Empfindung gerät: Angst, Panik und Liebe, Melancholie, Verzweiflung und eine Entfremdung von sich selbst erhalten als existenzielle Lebenssituationen ein allgemeingültiges Angesicht. Individuelle Biografie und Ikonografie sind im Künstler Edvard Munch unauflöslich miteinander verwoben.

Der Bestand
In der Grafischen Sammlung des Sprengel Museum Hannover zeichnet sich mit Lithografien, Holzschnitten, Radierungen, Aquatinten und Zeichnungen die Bandbreite der Variationen ab, mit denen sich Munch seinen Sujets zuwandte. Immer wieder verlagerte er die Arbeit an einzelnen Motiven ebenso systematisch wie intuitiv in neue Medien. Indem sich die Faserung des Materials im Holzschnitt abzeichnete oder das Verfahren der Aquatinta besondere Schatterierungen hervorbrachte, fand Munch bei der Um- und Ausarbeitung neuer Fassungen immerwährende Anregungen, seine Motive und ihre Existenzialität zu gestalten und erfahrbar zu machen. Auch Rückgriffe auf frühere Arbeiten
oder Teilaspekte seiner Kompositionen sind bei Munch keine Seltenheit. So variantenreich die einzelnen Motive umgesetzt und verändert worden sind, so sehr haben sie sich in den einzelnen Techniken zu begreifbaren Bildern verdichtet, deren Entwicklungen und verschiedene Auffassungen im Werk nachvollziebar werden. Der Bestand des Sprengel Museum Hannover umfasst insgesamt 37 Werke von Munch.
Komplementiert werden die grafischen Werke um die beiden wichtigen Gemälde des Künstlers aus der musealen Sammlung, „Das Biest“ von 1902 und „Dorfplatz in Elgersburg, Thüringen“ von 1905/06.

 

Von Kollwitz bis Picasso – Die Sammlung Ernst-Joachim Sorst
25. September 2013 – 2. Februar 2014


Der Bestand an herausragenden Blättern der Grafik des 20. Jahrhunderts, den das Sprengel Museum Hannover beherbergt, wird nachhaltig durch die Leihgabe der Sammlung Ernst-Joachim Sorst aus Hannover ergänzt.
Rund 50 Arbeiten auf Papier und vier Skulpturen werden in der Ausstellung präsentiert, die den Zuwachs auf dem Feld der Moderne und den Ausbau der Sammlung auf willkommene Weise unterstützen. Bedeutende Einzelblätter und Werkkomplexe von Künstlern wie Ernst Barlach, Marc Chagall, Otto Dix, HAP Grieshaber, George Grosz, Erich Heckel, Horst Janssen, Oskar Kokoschka, Käthe Kollwitz, Jeanne Mammen, Gerhard Marcks, Rolf Nesch, Pablo Picasso, Rudolf Schlichter, Karl Schmidt-Rottluff und Paul A. Weber erweitern zukünftig den Sammlungsbestand und ergänzen das Vorhandene um nachbarschaftliche Werke. Die Arbeiten auf Papier von George Grosz aus den 1920er-Jahren, darunter Paardarstellungen aus unterschiedlichen Milieus, unterstreichen seine wichtige Rolle als Chronist einer entgleisten Gesellschaft. Mit seismografischem Spürsinn erfasste der Künstler die wesentlichen Charakteristika seiner Figuren und ihrer Zeit.
Insbesondere aus dem Spätwerk sind die druckgrafischen Blätter von Otto Dix, Realist und genauer Beobachter des 20. Jahrhunderts, aus der Sammlung Sorst. In Wiederannährung an den Expressionismus zeigen sie in einer intensiven Farbgebung religiöse Motive sowie Themen des alltäglichen Lebens.
Erich Heckel, Gründungsmitglieder der Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ im Jahre 1905, trug wesentlich zur Entwicklung eines sogenannten Brücke-Stils bei. Dieser zeichnet sich vor allem durch Spontaneität in der Darstellung und eine bewusst formulierte anti-akademische Einstellung aus. Die expressionistischen Stilmerkmale einer reduzierten, aber ausdrucksstarken Formensprache lassen die Holzschnitte des Künstlers – in der Sammlung Sorst bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg vertreten – authentisch und unmittelbar erscheinen.
Die in der Ausstellung gezeigten Holzschnitte von Gerhard Marcks, der sich zeitlebens auf Figürliches konzentrierte, entstanden zwischen den späten 1940er-Jahren und den späten 1960er-Jahren. In diesem Zeitraum griff der Künstler den Holzschnitt als druckgrafische Technik neben seiner Arbeit am bildhauerischen Werk verstärkt auf.
HAP Grieshaber zählt zu den wichtigsten Holzschneidern in der Kunst des 20. Jahrhunderts.
Die Sammlung Sorst umfasst eine Reihe seiner Werke, die in ihren bildnerischen Schöpfungen und im Wechselspiel von archaischen und naturnahen Formen vorrangig grundmenschlichen Eindrücke, Gefühle und Empfindungen widerspiegeln.
Indem es gelungen ist, die Sammlung Ernst-Joachim Sorst als Dauerleihgabe für das Museum zu gewinnen, kann sie nun einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der Blick auf die Entwicklung der modernen Kunst im Bereich der Grafik wird dabei auf unterschiedliche künstlerische Positionen gelenkt, die rund ein Jahrhundert grafischer Kunst umfassen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte der hannoversche Sammler Ernst-Joachim Sorst dem Sprengel Museum Hannover eine Gouache von Erich Wegner, „Freitag (Zahltag)“, aus
dem Jahre 1922, geschenkt. Die Erben des Sammlers Ernst-Joachim Sorst beabsichtigen eine weitere Schenkung.

Alfred Flechtheim.com | Kunsthändler der Avantgarde
11. Oktober 2013 bis 16. Februar 2014
15 Museen präsentieren ein gemeinsames Ausstellungsprojekt und eine eigene Website Die Landeshauptstadt Hannover beteiligt sich an dem Projekt „Alfred Flechtheim.com |
Kunsthändler der Avantgarde“ mit vier repräsentativen Werken aus der eigenen Kunstsammlung, die durch ihre Provenienz eine Verbindung zu den Galerien Alfred Flechtheim in Düsseldorf und Berlin aufweisen.
Die Werke sind der ‚Deutschen Moderne’ des frühen 20. Jahrhunderts zuzurechnen und werden im Rahmen einer Studioausstellung im Sprengel Museum Hannover gezeigt. Sie gelangten 1930, nach 1945 und durch die Schenkung der Sammlung von Bernhard und Margrit Sprengel 1969 in die Städtische Kunstsammlung. Es handelt sich bei den Werken um je ein Gemälde von Paula Modersohn-Becker und den Bauhaus-Künstlern Oskar Schlemmer und Paul Klee sowie um ein Aquarell von Paul Klee. Sie wurden ehemals über die Galerien Alfred Flechtheims gehandelt oder nur dort ausgestellt. Ihre Erwerbswege konnten geklärt werden, ein unrechtmäßig erfolgter Verlust, bedingt durch eine nationalsozialistische Verfolgung von Alfred Flechtheim, lässt sich nicht feststellen. Die Werke gehören heute rechtmäßig dem Eigentum der Landeshauptstadt Hannover an.
Recherchen zur Herkunft und Provenienz von Kunstbesitz berühren immer auch Fragen der Entstehung der eigenen Sammlung. In gemeinsamer Tradition mit dem Land Niedersachsen gewachsen, konnte die Stadt Hannover schon vor 1930 insbesondere für ihre Sammlungen der Moderne einen überregionalen Ruf festigen. Über sogenannte Ringtauschverfahren gelangten die für das älteste städtische Museum, das Kestner-Museum (Museum August Kestner) gewonnenen Erwerbungen in die ‚Städtische Galerie’ im ehemaligen Provinzialmuseum (Niedersächsisches Landesmuseum Hannover). Die Eigentumsverhältnisse zwischen der Stadt Hannover und dem Land Niedersachsen blieben von der Verlegung der Kunstgüter unberührt.
1937 waren sowohl die ‚Landesgalerie’ als auch die ‚Städtische Galerie’ im Provinzialmuseum von großen Verlusten durch die von den Nationalsozialisten im Deutschen Reich initiierte Beschlagnahmewelle „entarteter Kunst“ betroffen. Ebenso schmälerten die Luftangriffe in Hannover von 1941 wie auch Plünderungen in den zum Schutz  ausgelagerten Beständen nach dem Krieg die städtische Sammlung bildender Kunst. So wurden insbesondere in den 1950er-Jahren Mittel aufgebracht, die ‚Städtische Galerie’ durch Neuankäufe wieder mit Werken der klassischen Moderne zu erweitern. Als ein großer Glücksfall für die Landeshauptstadt Hannover stellte sich deshalb die Schenkung der Sammlung moderner Kunst von Dr. Bernhard und Margrit Sprengel im Jahr 1969 dar, für deren Präsentation 1979 der Museumsbau eröffnet wurde. Seither können im Sprengel Museum Hannover Werke der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts sowohl aus Eigentum der Landeshauptstadt Hannover als auch des Landes Niedersachsen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Ein direkter Geschäftskontakt mit der Galerie Alfred Flechtheim ist in den städtischen Erwerbungsunterlagen nicht nachweisbar. Archivalien, die in Kontakt mit der Galerie Alfred Flechtheim entstanden sein könnten, sind ebenso nicht vorhanden. Lediglich eine Erwerbung, die im Jahr 1920 über die Galerie Flechtheim getätigt wurde, lässt sich im entsprechenden Inventarbuch des Museum August Kestner, das die städtischen Erwerbungen bis ins Jahr 1955 verzeichnet, nachweisen. Es handelt sich um ein Mappenwerk des rheinischen Expressionisten Paul Adolf Seehaus, das kurz nach seinem Tod ‚in memoriam’ publiziert wurde. Diese Erwerbung zählt jedoch zu den städtischen Kriegsverlusten.
Mit der Unterzeichnung der „Washingtoner Erklärung“ von 1998 und die von der Bundesrepublik Deutschland gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbänden verabschiedeten Handreichung zu deren Umsetzung im Jahr darauf, haben sich die bundesdeutschen Museen zur initiativen Prüfung ihrer Sammlungserwerbungen und der Rückgabe von möglicherweise NS-Zeit verfolgungsbedingt enteignetem, unrechtmäßig erworbenem Kunstgut verpflichtet.
Die Landeshauptstadt Hannover folgt dieser Verpflichtung und hat für diese Aufgabe im Jahr 2008 eine eigene Stelle für Provenienzforschung eingerichtet.
Mit der Präsentation der genannten Werke aus den Kunstsammlungen der Landeshauptstadt Hannover soll Alfred Flechtheims außerordentliches Engagement für die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelnden Kunstströmungen gewürdigt werden.
Für die Nutzung der Website www.alfredflechtheim.com stellt das Sprengel Museum Hannover dem Besucher in den Ausstellungsräumen eine Internetstation zur Verfügung.
Es wird ein umfangreiches Begleitprogramm angeboten, das den Kunsthandel und den Zeitgeist der 1920er-Jahre, auch im Kontext der Dauerausstellung der Sammlung des Sprengel Museum Hannover in den Mittelpunkt rückt.

Die Ausstellung ist ab Freitag, 11. Oktober 2013 für die Besucher zugänglich.

Quelle: Sprengelmuseum Hannover

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