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Die Filmemacherin Birgit Hein überreicht eine Schenkung aus ihrem Werk an das Sprengel Museum Hannover

Latest Developments Filmstill aus: Birgit Hein, Kriegsbilder, 2006 Film, 10 Min Latest Developments Filmstill aus: Birgit Hein, Kriegsbilder, 2006 Film, 10 Min Birgit Hein

Die Filmemacherin und Performance-Künstlerin Birgit Hein, Professorin an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, schenkt dem Sprengel Museum Hannover den Film Kriegsbilder von 2006.
Birgit Hein (*1942 in Berlin) zählt international zu den wichtigen Filmemacherinnen des experimentellen Films. Sie studierte von 1962 bis 1968 Kunstgeschichte an der Universität Köln. Zwischen 1966 und 1988 entstanden gemeinsam mit Wilhelm Hein Experimentalfilme, Performances und Installationen. Beide zählten 1968 zu den Gründungsmitgliedern von XSCREEN – Kölner Studio für den unabhängigen Film und feierten im gleichen Jahr mit dem Materialfilm „Rohfilm“ ihren ersten internationalen Erfolg. Seit 1991 hat Birgit Hein zahlreiche eigene Filme geschaffen. 1972 und 1977 nahm sie an der documenta teil. Retrospektiven zum filmischen Werk der mehrfach mit renommierten Preisen ausgezeichneten Künstlerin wurden u. a. in Berlin, New York, Montreal, Madrid und Rotterdam gezeigt. Seit 1990 ist Hein Professorin für Film- und Video an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Sie ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin und stellvertretende Direktorin der Sektion Bildende Kunst. Ihre Filme sind in internationalen Sammlungen vertreten, u. a. im Musée d‘Art Moderne Paris (Centre Pompidou), und nun auch im Sprengel Museum Hannover.
Grundlage des Films Kriegsbilder ist vorgefundenes Material aus unterschiedlichen Quellen und Formaten öffentlicher Bilder vom Zweiten Weltkrieg, dem Vietnamkrieg und dem Krieg im Irak. Birgit Hein arbeitete mit Bildern von Explosionen und Bränden als globale Schreckensszenarien, in denen die Existenz des Menschen zur Marginalie wird. Die verwendeten Szenen reichen bis hin zu Auszügen aus Amateurvideos amerikanischer Soldaten, aus dem Internet. Die Künstlerin, selbst im Zweiten Weltkrieg geboren, hat sich auf die Suche nach ihren eigenen Erinnerungsbildern begeben: „Die Suche nach Erinnerung wurde zur Suche nach Bildern.“ Doch wachsen sich die Einstellungen insgesamt zu einer Chiffre des Krieges aus. Der Found Footage-Film wird um eine Sound-Collage ergänzt: In die Geräuschkulisse eines rollenden Panzers fügen sich Stücke wie „Les Préludes“ von Franz Liszt und Musik aus Kriegsfilmen ein, die die Wahrnehmung der Bilder ins Pathetische wenden: das Hauptthema aus Liszts symphonischer Dichtung wurde im Zweiten Weltkrieg als Erkennungsmelodie des Wehrmachtsberichts in Rundfunk und Wochenschauen eingesetzt. Rockmusik, die die klangliche Auswahl ergänzt, setzt den Bildern eine brutal-kalte Note hinzu. Bild und Ton sind einmal mehr Inszenierung, Kriegsbilder geprägt von Manipulation, die sich für den Betrachter immer weiter von der Realität entfernen: „Die Bilder haben sich verselbstständigt“, so Birgit Hein.


Die Abteilung Fotografie und Medien im Sprengel Museum Hannover, die ein anwachsendes Konvolut der Medienkunst umfasst, darunter Videos, Videoinstallationen und Filme von u. a. Marcel Broodthaers und Joseph Beuys, Martha Rosler und William Kentridge, Christoph Girardet und Lutz Dammbeck, wird um ein wichtiges Werk bereichert.

quelle: Sprengelmuseum Hannover

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