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MHH-Kardiologe mit Winterstein-Preis geehrt

"Professorin Dr. Denise Hilfiker-Kleiner und Dr. Arash Haghikia" "Professorin Dr. Denise Hilfiker-Kleiner und Dr. Arash Haghikia" MHH/Kaiser

Dr. med. Arash Haghikia erforscht Schwangerschaftskardiomyopathie

Die Deutsche Herzstiftung hat Dr. Arash Haghikia aus der Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) mit dem Wilhelm P. Winterstein-Preis in Höhe von 10 000 Euro geehrt. Der Kardiologe forscht zusammen mit Professorin Dr. Denise Hilfiker-Kleiner an der Schwangerschaftskardiomyopathie, auch Peripartum-Kardiomyopathie (PPCM) genannt. Dr. Haghikia will sich im Gegenzug beim dem Stifterehepaar Wilhelm P. und Ursula Winterstein bedanken und hat sie für Montag, 12. August 2013, in die Labore der MHH eingeladen. Seit 15 Jahren ist das Ehepaar Stifter dieses Wissenschaftspreises, der jedes Jahr auf der Mitgliederversammlung der Deutschen Herzstiftung verliehen wird.

Die Krankheit

Für die betroffenen Frauen ist es ein Schock: Obwohl bisher herzgesund, wird bei ihnen völlig überraschend eine seltene, aber möglicherweise lebensbedrohliche Herzerkrankung festgestellt, die schlimmstenfalls zur Herzschwäche oder gar zum Tod durch Herzversagen führen kann: PPCM. Sie kann sich bei herzgesunden Frauen gegen Ende der Schwangerschaft oder in den Folgemonaten entwickeln. Entscheidend für eine erfolgversprechende Behandlung der Krankheit ist eine frühzeitige Diagnose. Die rasche und richtige Deutung der Beschwerden setzt beim Arzt allerdings Erfahrung mit der PPCM voraus, was aufgrund der Seltenheit der Krankheit nicht immer der Fall ist.
 
Wie die PPCM entsteht, ist noch nicht vollständig geklärt. Genauere Erkenntnisse, auch über die Behandlung der Erkrankung, sind aber für die Versorgung dieser Patientinnen dringend notwendig. Die PPCM ist deshalb Gegenstand einer Forschungsarbeit von Dr. Haghikia. Das Gutachtergremium, zusammengesetzt aus dem Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Stiftung für Herzforschung gab von insgesamt zwölf Arbeiten der Studie aus Hannover mit dem Titel "Charakterisierung und Behandlungsstrategie der peripartalen Kardiomyopathie in Deutschland: eine prospektive Studie" die höchste Bewertung.
 
Ärzte müssen die Beschwerden der PPCM kennen

Die MHH hat unter der Leitung von Professorin Hilfiker-Kleiner und Professor Dr. Johann Bauersachs ein weltweit einzigartiges Studienzentrum zur Erforschung der PPCM eingerichtet. Im Zuge dieser Initiative wurde 2004 ein in Europa einzigartiges Register zur PPCM gestartet. In diesem Register sind systematisch Daten von bislang mehr als 115 Patientinnen gesammelt worden. "Dieses Register zeichnet diese Arbeit aus. Denn nur mit Hilfe einer Vielzahl individueller Patientenfälle lässt sich das Krankheitsbild besser charakterisieren und auch verstehen, wodurch die Erkrankung entsteht, wer besonders gefährdet ist und was man während der Schwangerschaft oder danach für einen günstigen Ausgang tun kann", würdigt Professor Dr. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, die prämierte Studie.
Die Verbreitung der PPCM ist regional sehr unterschiedlich und betrifft nach Schätzungen z. B. in den USA eine von 3.000 Schwangerschaften und in Deutschland womöglich eine von 2.500 bis 4.000. Zu den häufigsten Beschwerden zählen Abgeschlagenheit, Atemnot, Reizhusten, Gewichtszunahme durch Wassereinlagerungen (Ödeme) in den Beinen. Aber nicht immer ordnen Ärzte die PPCM-Beschwerden sofort dem Herzen zu", bestätigt Dr. Haghikia. "Uns ist es wichtig, dass die Beschwerden richtig gedeutet und nicht als normale schwangerschaftstypische Beschwerden fehlinterpretiert werden. Insbesondere Internisten und Frauenärzte müssen daher unbedingt über die PPCM informiert sein."

Wie entsteht die PPCM, auf welche Risiken ist zu achten?
 
Forschungsergebnisse der MHH aus der Arbeitgruppe von Professorin Dr. Denise Hilfier-Kleiner deuten darauf hin, dass eine fehlerhafte Spaltung des Stillhormons Prolaktin in den Herzen der PPCM-Patientinnen die Erkrankung auslöst. Das Spaltprodukt wirkt sich demnach giftig auf die Herzgefäße aus und schädigt die Herzmuskelzellen. Möglicherweise ist die PPCM auch erblich bedingt. Dies gilt besonders bei Patientinnen, in deren Familie die Kardiomyopathie bereits vorgekommen ist. Ebenso werden Entzündungen, auch autoimmunologische, als mögliche Ursache diskutiert, wie Dr. Haghikia berichtet.
Entsprechend wurden im Rahmen der Studie genetische Aspekte der Krankheitsentstehung näher untersucht und nach möglichen Risikofaktoren und neuen Biomarkern zur Früherkennung der PPCM geforscht. Alle Studienteilnehmerinnen hatten eine PPCM und eine durchschnittliche Auswurfleistung der linken Herzkammer pro Herzschlag von 27 Prozent (normal: 65 Prozent). Sie wurden mit gesunden Schwangeren verglichen. "Unsere Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Rauchen, Alter, Mehrlingsschwangerschaft und Bluthochdruck in der Schwangerschaft Risikofaktoren für eine PPCM in Deutschland sind", sagt Dr. Haghikia.
 
Biomarker entdeckt

Darüber hinaus entdeckte das Forscherteam um Professorin Hilfiker-Kleiner und Dr. Haghikia mögliche Biomarker für die PPCM, die zur Sicherung der Diagnose in einem frühen Stadium und dadurch zu einer frühzeitigen Behandlung beitragen könnten. Zu diesen neuen Markern zählen das Enzym Cathepsin D, zuständig für die Spaltung des Prolaktins, und das Asymmetrische Dimethylarginin (ADMA). Auch entdeckt werden konnte eine sogenannte MicroRNA (miR-146a), die im Serum der Patientinnen erhöht ist und auf eine Veränderung der Genregulation hindeutet. Die Studie zeigte auch, dass das Medikament Bromocriptin zur Verbesserung der Herzfunktion bei PPCM beitragen kann, wenn es zusätzlich zur medikamentösen Behandlung der Herzschwäche verabreicht wurde. Dieses Bromocriptin hemmt die Prolaktinfreisetzung aus der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Bei 96 von den 115 Studienteilnehmerinnen zeigten sich folgende Ergebnisse: Etwa 85 Prozent der Patientinnen zeigten eine Verbesserung der Herzfunktion, 47 Prozent sogar eine vollständige Erholung. Allerdings sprachen etwa 15 Prozent - 14 von den 96 Patientinnen - nicht auf die Therapie an. Der therapeutische Nutzen des Bromocriptins zusätzlich zur etablierten medikamentösen Behandlung der Herzschwäche wird derzeit in einer größeren Studie unter Beteiligung mehrerer Zentren geprüft. Geklärt werden soll, warum bei einigen Patientinnen die Therapie unwirksam ist. "Für diese müssen wir eine individualisierte Behandlungsstrategie entwickeln", sagt Dr. Haghikia.


Quelle: MHH

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