Switch to the CitySwitch to the City

Informationen aus der Medizinischen Hochschule Hannover

Es zeigt die Lage des Wirkstoffmoleküls in der allosterischen Bindungstasche des Myosinmotors. Es zeigt die Lage des Wirkstoffmoleküls in der allosterischen Bindungstasche des Myosinmotors. "elife/Manstein"

Forscher beleben erstmals Enzym wieder
Reaktivator für zerstörtes Myosinmotorprotein gefunden / Veröffentlichung in elife

In einem Forschungsprojekt im Rahmen des Exzellenzclusters REBIRTH (Von Regenerativer Biologie zu Rekonstruktiver Therapie) haben Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) nun erstmals eine Substanz entdeckt, die einem zerstörten Protein seine enzymatische Aktivität zurückverleiht: Das Team um Professor Dr. Dietmar Manstein, MHH-Institut für Biophysikalische Chemie, und Professorin Dr. Denis Hilfiker-Kleiner, MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie, entdeckte, dass der Wirkstoff EMD 57033 den Myosinmotor reaktiviert, der für die Muskelbewegung sorgt."Das ist der erste bekannte Wirkstoff, der in der Lage ist, ein Protein zu stabilisieren, die Aktivität zu verstärken und dafür zu sorgen, dass sich das Protein, nachdem es entfaltet wurde, wieder richtig zurückfaltet", sagt Professor Manstein.

"Proteine dienen in unserem Körper als Katalysatoren von Stoffwechselreaktionen, als strukturgebende Bausteine, molekulare Maschinen und Motoren. Im Alter nehmen sowohl die Produktion neuer Proteine als auch die Leistungsfähigkeit körpereigener Reparaturmechanismen ab. Die Aktivität, Genauigkeit und strukturelle Integrität von Proteinen wird dadurch zunehmen verringert", betont der Leiter des Instituts für Biophysikalische Chemie. "Mit dem Wirkstoff könnten die damit verbundenen Alterungsprozesse aufgehalten werden." Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher nun in dem Online-Journal "elife", das 2012 von der Max-Planck-Gesellschaft, dem britischen "Welcome Trust" und dem amerikanischen "Howard Hughes Medical Institute" eingerichtet worden war.

Das Team um Professor Manstein untersucht Substanzen, die an sogenannte allosterische Taschen im Myosinmotor binden, um so gezielt seine Funktion zu verändern. Mit Röntgenkristallstrukturanalysen, Mutationsversuchen und computergestützten Simulationen stellten die Wissenschaftler fest, an welcher Stelle des Proteins das EMD 57033 bindet. In weiteren Versuchen beobachteten die Wissenschaftler eine überraschende Veränderung: Normalerweise verliert das isolierte Protein recht schnell seine Motoraktivität. Geben die Forscher jedoch das Wirkstoffmolekül EMD 57033 dazu, behält das Protein seine Aktivität. Selbst inaktives Protein wird durch den Wirkstoff wieder aktiviert. Die Forscher erhitzen es auf 51 Grad Celsius, um so die Struktur sowie die Funktion des Proteins absichtlich zu zerstören. Die anschließende Zugabe von EMD 57033 sorgte dafür, dass der Myosinmotor innerhalb von Minuten wieder richtig gefaltet wurde und seine Funktion wiedererlangte.

Die Forscher gingen noch einen Schritt weiter: Das Team um Professorin Hilfiker-Kleiner untersuchte, ob die Zugabe von EMD 57033 zu durch Hitze gestressten Herzmuskelzellen Auswirkung auf die Zellen hat. "Wir konnten feststellen, dass der Wirkstoff die Herstellung eines für Herzschwäche typischen Stressmarkers unterdrückt", sagt Professorin Hilfiker-Kleiner. "Der Effekt ist aber sehr kurzfristig und wird schnell kompensiert. Vermutlich greifen hier Schutzmechanismen, damit die Zellen nicht überlastet werden." Und Professor Manstein ergänzt: "Theoretisch könnte man nach einem Herzinfarkt oder bei einer Herzschwäche mit EMD 57033 das verbleibende funktionstüchtige Gewebe zumindest für einige Zeit stärken, ohne dass der Herzmuskel mehr Energie dafür benötigt. Auch der Einsatz bei der Lagerung von Spenderherzen auf Eis könnte sinnvoll sein, um für die Integrität des Muskelgewebes zu sorgen."

EMD 57033 ist eine von der Merck KGaA in Darmstadt für Forschungszwecke zur Verfügung gestellte Substanz. An der MHH untersuchten zudem Professorin Dr. Theresia Kraft und Professor Dr. Bernhard Brenner, MHH-Institut für Molekular- und Zellphysiologie, von EMD 57033 verursachte physiologische Veränderungen am Herzmuskel.

Die Originalpublikation "Small molecule-mediated Refolding and Activation of Myosin Motor Function" finden Sie unter elife.elifesciences.org/lookup/doi/10.7554/elife.01603.

 

MHH-Professor wird Medizin-Dekan in Oldenburg
MHH-Präsident gratuliert Professor Dr. Gregor Theilmeier

Aus Niedersachsen für Niedersachsen: Professor Dr. Gregor Theilmeier, Anästhesist und Professor an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), soll neuer Dekan der Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften der Universität Oldenburg werden. Er soll sein Amt am 1. Juni antreten und die beiden kommissarischen Dekane Professor Dr. Erik Harms und Dr. Josef Lange ablösen, die diese Aufgabe Mitte vergangenen Jahres gemeinsam übernommen hatten. MHH-Präsident Professor Dr. Christopher Baum gratuliert dem 48-Jährigen. "Wir freuen uns sehr über diese Wahl. Herr Theilmeier setzt sich hervorragend für die Kernziele der Universitätsmedizin ein: die Integration von exzellenter Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Wir haben somit in Niedersachsen die besondere Chance einer intensiven Kooperation der drei universitären Standorte der Medizin."

Auch Professorin Dr. Babette Simon, Präsidentin der Universität Oldenburg, lobte den designierten Dekan: "Mit Herrn Professor Theilmeier gewinnen wir eine herausragende Persönlichkeit, die den weiteren Auf- und Ausbau der Medizin in den kommenden Jahren bis zur Begutachtung durch den Wissenschaftsrat gewährleisten wird." Theilmeier sei durch seinen Werdegang und seine Kompetenzen in besonderer Weise für die anspruchsvolle Aufgabe des Aufbaus einer neuen Medizinischen Fakultät qualifiziert.

Theilmeier freut sich auf die neue Aufgabe: "Der weitere Aufbau der Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften in Oldenburg als Kooperationsprojekt mit den Oldenburger Krankenhäusern, eingebunden in die internationalen, regionalen und lokalen Zusammenhänge, stellt eine große akademische Herausforderung dar, der ich mich gern stelle. Ich bin durch meine Zeit an der MHH sehr durch die herausragende Qualität von Forschung, Lehre und Krankenversorgung geprägt und bin zuversichtlich, gemeinsam mit der ganzen Fakultät in Oldenburg, dem Chor der universitären Medizinstandorte in Niedersachsen, Deutschland und der EU eine weitere wohlklingende Stimme hinzufügen zu können."

Theilmeier, 1965 in Rheda-Wiedenbrück (Nordrhein-Westfalen) geboren, studierte Humanmedizin in Münster und forschte an der Stanford University (USA) und der Katholischen Universität Leuven (Belgien). 1996 promovierte er an der Universität Münster und absolvierte seine Facharztausbildung zum Anästhesisten an der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin der Universitätsklinik Münster. Nach der Habilitation und der Facharztprüfung für Anästhesiologie im Jahr 2003 wurde er Oberarzt und Forschungsdirektor an der Universitätsklinik Münster. Seit 2007 ist Theilmeier an der MHH tätig, wo er die Professur für Experimentelle Anästhesiologie innehat und die Forschungsabteilung "Experimentelle Anästhesiologie" der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin leitet.

 

 

MHH-Forscher gewinnen neue Erkenntnisse zur Entstehung und Therapie von Leukämie
Zwei Doktorarbeiten in der Fachzeitschrift "Leukemia" veröffentlicht
 
Wissenschaftler der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) konnten neue Erkenntnisse zur Therapie von Leukämie (Blutkrebs) gewinnen. Sie veröffentlichten dazu zwei Arbeiten in der Fachzeitschrift "Leukemia".

Down-Syndrom-Leukämie: Eosinophile gehen aus Leukämiezellen hervor

In der ersten Arbeit konnten sie für Kinder, die das Down-Syndrom haben und an Leukämie erkrankt sind, eine neue Therapieoption entwickeln und im Reagenzglas testen. Sie wollen nun untersuchen, ob sich mit Hilfe dieser Erkenntnisse die Überlebenschancen für diese Kinder steigern lassen. In Deutschland leben etwa 50.000 Kinder mit Down-Syndrom. Sie haben im Vergleich zu Gesunden ein 20-fach erhöhtes Risiko, an Leukämie zu erkranken. Die MHH-Forscher haben festgestellt, dass ein Teil der Kinder mit Down-Syndrom und Leukämie vermehrt Eosinophile im Blut aufweist - weiße Blutzellen, die normalerweise nur bei Allergien oder Parasitenbefall gehäuft vorkommen. Dr. Aliaksandra Maroz, die auf Grundlage dieser Arbeiten ihre Doktorarbeit geschrieben hat, konnte nachweisen, dass bei Kindern mit Down-Syndrom-Leukämie die Eosinophilen aus den eigentlichen Leukämiezellen hervorgehen. Sie trugen die gleiche Gen-Mutation wie die Leukämiezellen. "Wir untersuchten das mutierte Gen genauer und konnten eine neue Erklärung finden, wie das Gen zur Leukämieentstehung beiträgt. Zudem entdeckten wir eine bisher unbekannte Rolle des Gens bei der Bildung von Eosinophilen", sagt Dr. Jan-Henning Klusmann, in dessen Arbeitsgruppe die Forschungen durchgeführt worden sind.
 
Micro RNA miR-9 kann Wachstum unreifer Leukämiezellen unterdrücken

Gemeinsam mit Wissenschaftlern des Erasmus Medical Center, Rotterdam, konnte das Team um Dr. Klusmann in der zweiten Arbeit die Bedeutung bestimmter kurzer Ribonukleinsäureketten (microRNA) bei der Leukämieentstehung klären. Sie führten dazu das bisher größte microRNA-Screening bei Kindern mit einem bestimmten Blutkrebs durch, der so genannten akuten myeloischen Leukämie. "Bei Leukämie kommt es zur bösartigen Vermehrung von unreifen Blutzellen. Sie verdrängen die normalen Blutzellen, so dass diese ihre wichtigen Funktionen nicht mehr ausführen können. In dem Screening konnten wir eine microRNA identifizieren (miR-9), die bei einer bestimmten Gruppe der Leukämien das bösartige Wachstum der unreifen Zellen unterdrückt", erläutert Dr. Klusmann. Dr. Stephan Emmrich promovierte anhand dieser Arbeit und konnte auch den Mechanismus aufklären: miR-9 bringt die unreifen Leukämiezellen zur Ausreifung, wodurch sich diese nicht mehr vermehren können. Zurzeit erproben Wissenschaftler bei verschiedenen Erkrankungen unterschiedliche Therapien, die auf microRNAs basieren. "Vielleicht können in Zukunft auch Leukämien mit Therapien behandelt werden, die auf Veränderungen der microRNA beruhen", sagt Dr. Klusmann. 

 

IFB-Tx der MHH fördert ausgezeichnete Pflege
 
Erste Zertifikate zur Weiterbildung in der Transplantation überreicht
 
Zwei Jahre haben sie investiert, jetzt bekommen sie es schriftlich: Im Rahmen einer Feierstunde erhalten am Sonnabend, 8. Februar 2014, die ersten zehn Absolventinnen und Absolventen ihre Zertifikate über die "Weiterbildung für Pflegefachkräfte in der Transplantation". Auf den Weg gebracht hat das Weiterbildungsangebot das "Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum Transplantation" (IFB-Tx) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).
 
"Die Versorgung von transplantierten Patienten stellt Pflegekräfte vor ganz besondere Herausforderungen", sagt Christiane Kugler, Professorin für Akutpflege an der Universität Witten-Herdecke und Leiterin der Weiterbildung. Von der Vorbereitung der Patienten auf die Transplantation, über die stationäre Betreuung bis zur Langzeitnachsorge reicht das Aufgabenspektrum. Auch die Schulung und Beratung der Patienten und deren Angehöriger gehört dazu.
 
Das von Kugler entwickelte Weiterbildungsprogramm stößt auf bundesweite Resonanz. Die Teilnehmer der ersten Weiterbildungseinheit kommen von der MHH, vom Universitätsklinikum Regensburg, dem Klinikum der Universität Köln, dem Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg, der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Charité Berlin und dem Nephrologicum Lausitz. Von Februar 2012 bis zu Beginn dieses Jahres machten sich die Absolventen mehrfach auf den Weg nach Hannover, um sich an kompakten Wochenendseminaren zu aktuellen Themen im Bereich der Organtransplantation schulen zu lassen und sich die Grundlagen evidenzbasierter Patientenversorgung anzueignen.
 
"Das Interesse seitens der Pflegenden an Weiterbildung in Sachen Transplantation ist ungebrochen", betont Kugler. Der zweite Kursus läuft seit Juni 2013. Auch hier finden die einzelnen Module zu Schwerpunkten der verschiedenen Organsysteme zu allen Phasen der Transplantation statt. Jedes Modul ist einzeln belegbar. Darüber hinaus beschäftigen sich die Teilnehmer im Rahmen ihrer Projektarbeiten mit Themen wie der Optimierung von Arbeitsabläufen in Klinik und Ambulanzen, Steigerung der Lebensqualität von Patienten nach der Transplantation, Konzepte zur Einarbeitung neuer Mitarbeiter und Verbesserung von Qualitätsstandards. Und auch für den dritten Kursus, der im Oktober dieses Jahres startet, haben sich bereits Interessenten angemeldet.
 
Weitere Informationen zur Weiterbildung für Pflegefachkräfte in der Transplantation gibt es unter www.eucat.de

 

Quelle: MHH

Anzeigen
zum Seitenanfang
JSN Boot template designed by JoomlaShine.com